Rellinger Feuerteufel: André M. steht erneut vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Rellinger André M. erneut Brandstiftung und Sachbeschädigung vor. Erst im Oktober hatte das Landgericht Itzehoe ihn wegen versuchter Brandstiftung verurteilt. Vor etwa zehn Jahren war er ebenfalls wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung verurteilt worden. Anschließend verbrachte er mehrere Jahre in der Psychiatrie.

Das Gefängnis in Itzehoe: Dort sitzt André M. in Untersuchungshaft. Foto: Thieme

Das Gefängnis in Itzehoe: Dort sitzt André M. in Untersuchungshaft. Foto: Thieme

Itzehoe/Rellingen. Bereits im Oktober 2015 ist der Rellinger André M. vor dem Landgerichts Itzehoe wegen versuchter Brandstiftung zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Gestern hat ein neuer Prozess gegen ihn begonnen. Die Anklageliste ist lang: Zwölf Einzeltaten wirft Staatsanwalt Kjell Gasa dem 27-Jährigen vor, darunter Brandstiftung, Sachbeschädigung, Vortäuschung einer Straftat und falsche Beschuldigung.

Laut Gasa hatte der Rellinger in der Nacht zum 4. August 2014 an der Straße An der Rellau Prospekte in den Radkasten eines parkenden Golfs gestopft und angesteckt. Der Wagen brannte aus, ein daneben parkender Opel Corsa wurde schwer beschädigt. In derselben Nacht soll André M. so auch einen Ford Fusion angezündet haben – ebenfalls ein Totalschaden. Auch ein Chevrolet Kalos sei so zerstört worden. Gasa wirft André M. außerdem vor, in der Nacht zum 11. August mit einem Holzstiel die Heckscheibe eines Opel Corsa eingeschlagen zu haben.

Der 27-Jährige hat zudem bei der Polizei angezeigt, von zwei maskierten Männern überfallen und mit einem Messer verletzt worden zu sein, wie Gasa sagte. Seiner Ansicht nach ist das eine Lüge. Auch eine Anzeige gegen Polizisten wegen Körperverletzung basiere auf Unwahrheiten.

Weitere Sachbeschädigungen sind Teil der Anklage: So soll André M. am 31. März einen mit Brandbeschleuniger getränkten Handschuh auf einer Fensterbank der eigenen Wohnung deponiert und angezündet haben. Dabei wurde das Fenster beschädigt. Während der ersten beiden Juliwochen hat er laut Anklage zudem Reifen von fünf Autos zerstochen, die auf dem Parkplatz der Feuerwehr oder in der Nachbarschaft seiner Wohnung standen.

Vor dem Amtsgericht wurden gestern die ersten Zeugen befragt. Zwei Polizeibeamte sagten aus, André M. dabei beobachtet zu haben, wie er am 4. August in Richtung des Tatorts gegangen sei. Eine Geschädigte gab an, von schellen Schritten und einer Stimme geweckt geworden zu sein. Ihr Schlafzimmerfenster im Erdgeschoss sei geöffnet gewesen. „Los, beeil dich, wir müssen weg“, habe jemand gesagt.

Für die Hauptverhandlung hat das Schöffengericht unter Vorsitz von Malte Zander zunächst fünf Tage angesetzt. Knapp 30 Zeugen und ein Experte für Psychiatrie sollen befragt werden.

André M. äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Von seinem Anwalt ließ er jedoch zwei Erklärungen vorlesen. Inhaltlich ähneln sie dem, was er auch in vergangenen Verhandlungen bereits mitgeteilt hatte. So beklagte er, immer wieder als Apfelfest-Bomber ins Gespräch gebracht zu werden. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte ihn 2006 festgenommen. Die Staatsanwaltschaft warf ihm anschließend vor, mit einem Komplizen einen Bombenanschlag auf das Rellinger Apfelfest geplant zu haben. Von dem Vorwurf wurde er freigesprochen. Stattdessen verurteilte ein Richter ihn wegen mehrfacher Sachbeschädigung zu einer Jugendstrafe. Er verbrachte anschließend etliche Jahre in einer Psychiatrie in Neustadt.

In seiner Erklärung streitet André M. zudem ab, hinter dem Nazi-Pseudonym „Felix Steiner“ zu stecken. Unter dem Namen des SS-Offiziers waren im Internet Rellinger Bürger mit schweren Gewalttaten bedroht worden. Auch identifiziere er sich nicht mit dem, was heute unter Nationalsozialismus verstanden werde. „Antisemitismus und Rassismus lehne ich ab.“ Fremde Personen hätten im Internet unter seinem Namen Bilder mit Nazi-Symbolen verbreitet. Vor dem Hintergrund seiner Biografie sagte er jedoch auch: „Ich habe mein Leben vor die Wand gefahren.“

Der Prozess soll am Dienstag, 2. Februar, fortgesetzt werden.

Von Tobias Thieme, Pinneberger Tageblatt am 27. Januar 2016

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